Beginn des Torfstechens
Der wertvollste Bestandteil des alten Bürgergutes bedeutete das ca. 80 Jucharten (1Juchart = 36 Aren) umfassende Torfmoor, wo seit 1759 ein sehr begehrter Brennstoff ausgebeutet wurde. Es war aber auch ein zum Teilen ungeeignetes Objekt. Diesem Umstand verdanken wir wohl die Erhaltung des gemeinsamen Besitztums über die Revolutionswirren von 1798 hinaus.
Nach den vorhandenen Aufzeichnungen muss es sich ursprünglich um ein gewaltiges Torflager gehandelt haben. Um die Mitte des vorletzten Jahrhunderts wurden beispielsweise jährlich ca. 1000 Klafter (1 Klafter = ca. 3 Ster) Torf gegraben, wovon etwa 200 bis 300 Klafter zum Verkauf gelangten.
Der Transport mit Pferdefuhrwerk in die Stadt St. Gallen brachte für viele Bürger einen willkommenen Nebenverdienst. Die Korporationskasse konnte pro Jahr Netto-Einnahmen aus dem Torfgeschäft von 2000 bis 3000 Franken buchen.
(aus: „Geschichte von Andwil“)
Kriegswirtschaftliche Massnahmen
Infolge der Brennstoffknappheit zum Ende des 1. Weltkrieges (1918/20) wurde der Torfabbau maschinell betrieben. Die Ausbeutung wurde teilweise der Schweizerischen Torfgenossen-schaft (S.T.G.) überlassen. Der andere Teil reservierte sich die Gemeinde für die Hand-stichausbeutung. Die S.T.G. musste sich verpflichten, in den 3 Jahren von 1918 bis 1920, für welche ein Ausbeutungsvertrag abgeschlossen werden konnte, pro Jahr nicht mehr als 20‘000 m3 auszubeuten. Die Entschädigung für das Ausbeutungsrecht betrug Fr. 1.- pro m3 Rohtorf, in der Grube gemessen. Von dem total 29 ha messenden Torffeld wurden ca. 16,5 ha der S.T.G. zur Ausbeutung und Benutzung abgetreten. Ein grosser Teil war schon ausgebeutet und die Gemeinde reservierte ca. 7 ha für sich.
Die S.T.G. stellte 2 Torfpressen auf dem Torffeld auf, zu deren Betrieb mittels Elektromotoren eine 1800 m lange Starkstromleitung erstellt werden musste, die an das Netz der SAK angeschlossen wurde. Zudem wurde auf dem Torffeld ein Abtransportgeleise von ca. 1000 m Länge erstellt, das zur Verladerampe führte. Dieses Geleis führte durch einen Torfschuppen von 30 m Länge und 8 m Breite.
Die Ausbeutung wurde einer Unternehmerfirma aus St. Gallen übertragen. Diese erstellte auf eigene Kosten noch eine zweite, kleinere Verladerampe, um die Transportstrecke des einen Auslegefeldes zu verkürzen. Der Abtransport von den Verladerampen aus erfolgte per Fuhrwerk und Motorlastenwagen nach der ca. 4,5 km entfernten Station Arnegg der Linie Gossau – Sulgen.
Zur Unterbringung der Arbeiter auf dem Torffeld sind 3 Wohnbaracken und eine 25 m lange und 5 m breite Baracke für Speisehalle, Küche und Büro erstellt worden. Das Torffeld hat oft unter dem Mangel an Arbeitskräften gelitten und die Höhenlage hat auch die Trocknung des Torfes erschwert. Der Torf war sehr zäh und deshalb schwer in den Maschinen zuverarbeiten